Alva ist mit FeLV infiziert
Am 28. März 2024 wurde Alva im Westerzgebirge ausgewildert – der zweite Wildfang aus dem Schweizer Jura. Später stellte sich heraus, dass das Luchsweibchen mit dem Felinen Leukämievirus (FeLV) infiziert ist. Wie alle Tiere aus dem RELynx-Projekt wird Alva kontinuierlich mit verschiedenen Methoden beobachtet: Per GPS-Ortung, über Fotofallen, mit Rissnachsuchen. Die Daten zeigen: Alva macht aktuell einen gesundheitlich widerstandsfähigen Eindruck. Deshalb hat das Sächsische Staatsministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft (SMEKUL) nach einer sachlichen und rechtlichen Abwägung aller Handlungsoptionen sowie der Risiken für die derzeit im Aufbau befindliche Luchspopulation und die Projektziele entschieden, dass vorerst keine weiteren Maßnahmen eingeleitet werden. Zunächst war geplant, die Katze zu fangen und den genauen Infektionsstatus zu ermitteln.
Bei FeLV handelt es sich um eine Virusinfektion, die nur für Katzenartige infektiös ist. Das Virus kann nur durch direkten Kontakt zu einem infizierten Tier übertragen werden, zum Beispiel durch Bisse, gegenseitiges Putzen oder bei der Paarung. Die Infektion kann einen unterschiedlichen Verlauf nehmen: Man spricht von abortiven, regressiven und progressiven Verlaufsformen. Bei einem abortiven Verlauf wurde das Virus durch das Immunsystem erfolgreich bekämpft. Handelt es sich um einen regressiven Verlauf, ist der Luchs lebenslang infiziert, scheidet aber kein Virus aus und ist nicht ansteckend für andere Katzenartige. Bei einem progressiven Verlauf vermehrt sich das Virus aktiv im Blut und wird kontinuierlich ausgeschieden. Andere Katzen können bei einem direkten Kontakt angesteckt werden. Hier spricht man von einer dauerhaften Virämie, die das Immunsystem schwächt. Bei dieser Verlaufsform entwickeln die Katzen vielfältige Krankheitssymptome wie beispielsweise Tumore und Folgeinfektionen, an denen sie in der Regel innerhalb weniger Monate bis Jahre verenden.
Nach ihrem Fang in der Schweiz absolvierte Alva erfolgreich alle erforderlichen Gesundheitstests, zu denen auch drei Tests auf FeLV gehören. Einen Monat nach der Auswilderung erhielt unser Projektteam vom Schweizer Institut für Fisch- und Wildtiergesundheit (FIWI) die Nachricht, dass bei einer für wissenschaftliche Zwecke nachträglich durchgeführten Blutuntersuchung eine Infektion Alvas mit FeLV festgestellt wurde. Die Infektion erfolgte wahrscheinlich kurz vor dem Fang. Auf Grundlage der aktuell verfügbaren Daten aus Telemetrie, Fotofallen und Rissnachsuchen wird ein ansteckender (progressiver) Infektionsstatus derzeit als eher unwahrscheinlich eingeschätzt.
Das Projekt »RELynx Sachsen« ist ein bedeutendes Artenschutzprojekt des Freistaates Sachsen und ordnet sich in die bundesweite Strategie zur Stabilisierung der deutschen Luchsvorkommen ein. Alva ist eine geschlechtsreife, erfahrene Mutter, die entscheidend zur Reproduktion und damit der Gründung einer Trittsteinpopulation in Sachsen beitragen kann. Gerade in der Anfangsphase eines Auswilderungsprojektes ist Nachwuchs besonders wichtig – einerseits um die Population zu stabilisieren, andererseits um die genetische Vielfalt zu erhöhen.