21.05.2024

Luchse auf Erkundungstour im Westerzgebirge

Fotofallenbild von Juno, der von hinten im Wald zu sehen ist
Juno entschied sich dafür, der Kamera sein Hinterteil zu zeigen. Dafür ist seine Fellzeichnung, die bei jedem Luchs einzigartig ist, gut zu erkennen. 
© Archiv Naturschutz LfULG, J. Zschille

Seit rund zwei Monaten sind die ausgewilderten »Pinselohren« nun in den sächsischen Wäldern unterwegs. Alle drei Tiere erkunden die Region ausgiebig und jagen selbstständig Beute. Ihre Wege haben sich bereits gekreuzt, die Hoffnung auf Nachwuchs wäre jedoch verfrüht.

Juno, das zweijährige im »Wildkatzendorf Hütscheroda« aufgewachsene Männchen, wurde am 18. März 2024 in der Nähe von Eibenstock ausgewildert. Er verhielt sich anfangs eher zurückhaltend und bewegte sich relativ kleinräumig um den Aussetzungsort herum. Inzwischen scheint er erkannt zu haben, dass ihn keine Zäune mehr einschränken: Juno beläuft nun ein rund 100 Quadratkilometer großes Gebiet zwischen Eibenstock, Sachsengrund und Johanngeorgenstadt. Auch bei der Jagd musste der Kuder erst noch üben: Zunächst erbeutete er nur kleinere Tiere wie Hasen und Füchse. Ende April erfolgte sein erster Rehriss, nachfolgend konnten ihm weitere zugeordnet werden.

Fotofallenbild von Nova, die im Dunkeln im Wald zu sehen ist
Luchse sind vor allem in der Nacht aktiv. Nova wurde in der Nähe eines Risses »geblitzt«.  © Archiv Naturschutz LfULG, J. Zschille

Nova, der erste Wildfang aus der Schweiz, ist drei bis sechs Jahre alt und wurde ebenfalls am 18. März 2024 im Westerzgebirge freigesetzt. Das Weibchen erschloss sich relativ schnell ein großes Waldgebiet; sie hielt sich über einen längeren Zeitraum in einem etwa 250 Quadratkilometer großen Raum zwischen Eibenstock, Hammerbrücke, Klingenthal und Wildenthal auf. Im Anschluss setzte sie ihre Erkundungstour im mittleren und südlichen Vogtland fort und durchquerte dabei auch offene Landschaften wie Wiesen und Felder. Auch ein kleiner Abstecher in die Tschechische Republik war dabei – Nova blieb jedoch nicht lange im Nachbarland und kehrte dann in die sächsischen Wälder zurück. Seit ihrer Ankunft in Sachsen jagt die Katze erfolgreich Rehe.

Fotofallenbild von Alva, die an einem Riss zu sehen ist
Am 19. April 2024 konnte Alva beim Fressen gefilmt werden. Beim Aufstellen der Kameras wird streng darauf geachtet, dass die Tiere nicht in der Nähe sind.  © Archiv Naturschutz LfULG, C. Blum-Rérat

Alva ist die zweite Luchsin aus der Schweiz und auch etwa drei bis sechs Jahre alt. Sie wurde am 28. März 2024 am gleichen Ort wie Juno und Nova ausgewildert und hielt sich danach für einige Zeit in der Tschechischen Republik auf. Dabei führte sie ihr Weg bis fast nach Kraslice/Graslitz. Im Anschluss kehrte sie nach Sachsen zurück und erkundete ein etwa 200 Quadratkilometer großes Gebiet westlich des Aussetzungsortes: Sie lief bis in die Nähe von Neustadt/Vogtland und Schöneck. Ein kurzer Ausflug führte sie weiter bis nach Bayern. Wie Nova erbeutet Alva von Beginn an Rehe.

Die GPS-Daten zeigen, dass sich die Laufwege der Tiere bereits mehrfach kreuzten. Daher ist davon auszugehen, dass die Luchse wissen, dass sie nicht allein im Westerzgebirge unterwegs sind. Hinweise auf eine Annäherung zwischen Juno und den beiden Weibchen, die eine Paarung vermuten lassen würden, gibt es jedoch nicht. Da die Paarungszeit üblicherweise gegen Ende April vorbei ist, ist mit sächsischem Luchsnachwuchs in diesem Jahr eher nicht zu rechnen.

Woher wissen wir das alles?

Im Rahmen des Auswilderungsprojektes, koordiniert durch die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, erfolgt ein intensives Monitoring der ausgewilderten Tiere. Es ergänzt das bereits seit 2008 laufende sächsische Luchs-Monitoring der Professur für Forstzoologie der Technischen Universität Dresden. Neben Bildern aus Fotofallen und Spurenfunden basiert die Beobachtung der Tiere in der aktuellen Projektphase vor allem auf GPS-Daten. Hierfür tragen Juno, Nova und Alva entsprechende Halsbänder. Die Ortungsdaten werden alle vier Stunden ermittelt und im 24-Stundenintervall abgerufen.

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